Häufige Fragen


1. Sollte die Summe der gesammelten Spenden wesentlich zu gering ausfallen, um damit einen substanziellen Beitrag zu diesem doch recht teuren Projekt leisten zu können, was geschieht dann mit meiner Spende?

 

Ihre Spende wird in jedem Fall gemäß der Vereinssatzung des Trägervereins Pamir-Hilfe e.V. einem wohltätigen Zweck im Bartang-Tal zugeführt. Abgesehen vom dringendsten Desiderat, der Elektrifizierung, gibt es auch noch zahlreiche andere Infrastrukturprojekte, die dringend umgesetzt werden müssten, aber bislang an der Finanzierung scheiterten.

So zum Beispiel die Verlegung eines Rohrs zur Quelle im Dorf Nisur: In Nisur speist ein Seitenfluss des Bartang die Bewässerungskanäle auf die Felder. Nur leider führt dieser Fluss erst ab Juni Wasser; in schneearmen Jahren sogar erst noch später. Erst zu diesem Zeitpunkt kann die Saat ausgebracht werden, was zur Folge hat, dass in schlechten Jahren das Getreide nicht rechtzeitig reift. Abhilfe könnte ein Rohr zu einer in der Nähe gelegenen Quelle schaffen, deren Wasser bislang noch vor Ereichen des Dorfes versickert. Teile des Rohrs sind bereits verlegt, es fehlen nur noch wenige hundert Meter. Weitere Projekte wären die Anschaffung eines (ggf. auch gebrauchten) Baggers zum einfacheren Unterhalt der Bartangstraße sowie eines Ultraschall- und / oder Röntgengerätes für das Krankenhaus Savnob. Auch die Vergabe eines Stipendiums für ein Medizinstudium für eine(n) SchulabgängerIn aus Bartang wäre denkbar: Es werden in wenigen Jahren dringend lokale Nachwuchsärzte benötigt, jedoch ist dieses Studium für Bartangi unerschwinglich.

 

2. Stefanie Kicherer, Sie sind die Initiatorin diese Projektes und von Beruf Ethnologin. Ist es denn für eine Ethnologin mit ihrem Beruf vereinbar, auf die von ihr untersuchte Gesellschaft verändernd einzuwirken? Dies würde doch durch das Elektrifizierungsprojekt unweigerlich geschehen...

 

Dies ist ein berechtigter Einwand, über den ich, Stefanie Kicherer, mir auch selbst bereits viele Gedanken gemacht habe. Vor dem Antritt meiner Forschung hatte ich mir tatsächlich vorgenommen, mich in keine Maßnahmen der "Entwicklungshilfe" verwickeln zu lassen. Dann sind jedoch immer wieder die Menschen im Bartang-Tal selbst an mich herangetreten mit der Bitte, ihnen hinsichtlich einer Elektrifizierung zu helfen - ein Dilemma, das in ähnlicher Weise viele Ethnologen erleben. Dabei muss man sich bewusst machen, dass ich während meiner Forschung in eine lokale Familie adoptiert wurde und von meinen "Dorfgenossen" in gewissem Sinne als eine der Ihren (mit vielleicht einigen Besonderheiten) akzeptiert wurde. In einer Pamiri-Familie und Dorfgemeinschaft hat natürlich jedes Mitglied besondere Verpflichtungen: Die Frauen holen das Holz, die Männer bauen Häuser, die älteren Kinder melken das Vieh, die Kinder in Moskau verdingen sich als Gastarbeiter und schicken Geld. Und von der "Dorfethnologin", in ihrer praktischen Eigenschaft als Mittlerin zwischen den Welten, die auf beiden Seiten leicht Gehör findet, wird natürlich erwartet, dass sie sich als "Lobbyarbeiterin" für ihr zweites Zuhause einsetzt.  Nachdem man zwei Jahre wie eine Verwandte integriert wurde, wie kann man zwar Nutznießer der ausgeprägten Gastfreunschaft sein, aber den eigenen Beitrag zum Dorfleben verweigern?

 

In diesem Fall kommt noch etwas Entscheidendes dazu: Zwar bedeutet eine Voll-Elektrifizierung zunächst einmal eine Veränderung; andererseits hilft diese aber längerfristig, andere (negative) Veränderungen zu verlangsamen. So kann etwa die traditionelle Landwirtschaft nur in einer intakten Umwelt gepflegt werden, und wären die Frauen nicht die ganze Zeit mit der Holzsuche beschäftigt, hätten sie (wie bereits jetzt in anderen Dörfern) wieder mehr Zeit, die alte Handwerkskunst zu pflegen. Hinzu kommt: Die größte Veränderung einer Gesellschaft bringt meist die Einführung des Fernsehens mit sich. Und die ist in den meisten Dörfern im Bartangtal bereits vollzogen, denn Fernseher können auch mit den alten Kleinwasserkraftwerken betrieben werden.

 

3. Können sich die Bartangi denn nicht selbst helfen?

 

Die Bartangi können sich durchaus auch selbst helfen - aber natürlich nur in kleinem Rahmen. Einige Dörfer haben sich in den letzten zehn Jahren selbst Kleinwasserkraftwerke gebaut und schaffen es erstaunlich gut, diese selbst zu betreiben und immer wieder zu reparieren. Mehrere junge Leute haben gezielt den Studiengang Hydroingenieurswesen aufgenommen, um diese Kleinkraftwerke in Stand halten zu können und, ja, auch in der Hoffnung darauf, einmal gebraucht zu werden, wenn endlich ein leistungskräftigeres Wasserkraftwerk errichtet wird (das den Bartangi ja schon zigmal versprochen, aber noch von niemandem umgesetzt wurde). Zudem treffen viele Familien individuelle Maßnahmen, um so viel Energie wie möglich zu sparen: In der Sowjetzeit wurden Häuser mit viel zu hohen Räumen gebaut, weswegen sich die Familien mittlerweile im Winter in einem kleinen Seitenraum des Hauses verdichten. Einige haben spezielle Öfen gekauft, welche weniger Brennstoff verbrauchen (und die übrigens nach Plänen der deutschen GIZ von einer Werkstatt in Khorog gefertigt werden). Der Umweltaktivist Roziq Yaftaliev aus dem Dorf Nisur hat sich ein Musterhaus nach ökologischen Kriterien gebaut, in dem er traditionellen Hausbau mit modernen Prinzipien der Wärmedämmung verbunden hat, und findet bereits erste Nachahmer. Auch Bäume (v.a. die schnellwachsenden und durch Stecklinge leicht zu vermehrenden Pappeln) werden von vielen gepflanzt. Allerdings sind die Möglichkeiten hierzu sehr standortabhängig: In manchen Dörfern fehlt das Wasser, das zusätzlich zur Bewässerung notwendig wäre (und dann auf den Feldern fehlen würde), in anderen Dörfern (wie z.B. dem bis zu 3200 m hohen Roshorv) wachsen die Bäume aufgrund der extremen Höhe nur langsam nach. Durch neue Bewässerungskonzepte könnte im Bereich Wiederaufforstung künftig allerdings tatsächlich noch mehr getan werden - aber auch hierdurch kann der Brennstoffbedarf Bartangs niemals ganz gestillt werden; diese Maßnahme kann allenfalls mit einem Kraftwerksbau Hand in Hand gehen.

Klar ist jedenfalls: Die Finanzierung und den Bau eines dauerhaft ausreichenden Wasserkraftwerks können die Bartangi nicht alleine stemmen - nach einem Bau etwas daraus zu machen und die Energie sinnvoll zu nutzen ist aber dann natürlich ihnen anheim gestellt.