2015: SCHWERES ERDBEBEN IM BARTANGTAL (TADSCHIKISTAN).

 

Liebe Freunde von Bartang,

 

aufgrund der geringen Berichterstattung über dieses Ereignis in den westlichen Medien haben wahrscheinlich nur die wenigsten von Ihnen mitbekommen, dass das Pamirgebirge am vergangenen Montag, den 07.12.2015 von einem schweren Erdbeben der Magnitude 7.2 auf der Richter-Skala erschüttert wurde. Da das Epizentrum ganz in der Nähe des Sarez-Sees lag, ist das Bartangtal am stärksten von den Zerstörungen betroffen. Zwar gab es „nur“ drei Tote und einige mittelschwer Verletzte, jedoch ist in vielen Dörfern momentan praktisch kein Haus mehr bewohnbar. Dies ist insbesondere deswegen fatal, da jetzt im Winter nachts mit Temperaturen von -30 Grad und mehr zu rechnen ist. Da auch die Zugangsstraßen ins Bartangtal massiv durch Erdrutsche zerstört sind und die Wetterbedingungen zur Zeit keine Helikopterflüge zulassen, kann humanitäre Hilfe momentan nur schwer an die betroffenen Orte gelangen. [Update 12.12.2015: Gestern konnten zum ersten Mal Helikopter in die oberen Dörfer gelangen, Hilfsgüter liefern und Verletzte ausfliegen].

 

Es wäre eine große Hilfe für die Menschen im Bartang-Tal, wenn sie die Empfänger IHRER diesjährigen Weihnachtsspende sein könnten!

 

Bartang-has-a-Future und Pamir-Hilfe e.V. werden, in Kooperation, dank ihrer direkten Kontakte ins Tal die Hilfe zielsicher und ohne Verluste durch Bürokratie dorthin weiterleiten, wo sie am dringendsten benötigt wird.

 

Spenden Sie an:

Pamir-Hilfe e.V.

IBAN: DE23 7105 0000 0020 2492 64

BIC: BYLADEM1BGL (Sparkasse Berchtesgadener Land)

BETREFF: "Oberes Bartangtal". Bei Wunsch nach Spendenquittung im Betreffsfeld bitte auch den vollen Namen und Ihre Adresse angeben!

 

Toll wäre es, wenn Sie einen Link zu dieser Seite weiterleiten und auch Ihre Familie, Bekannten und Kollegen zum Spenden (und Weiterleiten der Infos) animieren könnten.

 

Hier geht es zum Blog mit Neuigkeiten zum Beben und den Hilfsmaßnahmen.

Hier noch einige Bilder, Videos und detailliertere Informationen:

 

Video, das während des ersten Besuchs durch hohe Regierungsmitglieder im oberen Bartangtal nach dem Beben gefilmt wurde (Verkürzung und Untertitel: Ryan Bastian). Die in den Untertiteln ebenfalls erwähnte GoFundMe-Kampagne ist unabhängig von unserer Kampagne; wir halten sie jedoch natürlich für ebenfalls unterstützenswert.

Das Video wurde kurz nach dem Hauptbeben in Barchidev aufgenommen, einem der Dörfer, die noch mit am wenigsten beschädigt wurden. Die Staubwolken deuten auf Steinschläge hin, die an fast allen Bergflanken abgegangen sind und die zerstörerische Kraft des Bebens verdeutlichen.

Eingestürztes Haus im Dorf Nisur. Nur die durchdachte und sehr stabile Deckenkonstruktion dieses traditionellen Pamirhauses hat gehalten.
Eingestürztes traditionelle Pamir-Häuser in Nisur. Nur die Deckenkonstruktion hat gehalten.
Schüler aus Nisur mit dem Schild ihrer völlig zerstörten Schule.
Schüler aus Nisur mit dem Schild ihrer völlig zerstörten Schule.
Nisur vor seiner starken Beschädigung durch das Erdbeben.
Nisur vor seiner starken Beschädigung durch das Erdbeben.
Innenaufnahme eines zerstörten Hauses in Ghudara
Innenaufnahme eines zerstörten Hauses in Ghudara
Ghudara - Luftaufnahme völlig unbewohnbar gewordener Häuser (Ghudara ist eine Streusiedlung mit Über 50 Haushalten)
Ghudara - Luftaufnahme völlig unbewohnbar gewordener Häuser (Ghudara ist eine Streusiedlung mit Über 50 Haushalten)
Das Dorf Ghudara vor seiner Zerstörung durch das Erdbeben. Leider liegen noch keine aktuellen Bilder vor,  da es in Ghudara keinen Handyempfang gibt.
Das Dorf Ghudara vor seiner Zerstörung durch das Erdbeben.
Erstes Bild von Ghudara nach dem Beben. Sichtbar sind die Notunterkünfte. Die Außentemperatur beträgt -8 °C.  Weitere Bilder folgen sobald verfügbar.
Notunterkünfte in Ghudara. Die Außentemperatur beträgt -8 °C. Weitere Bilder folgen sobald verfügbar.
Bewohner aus Pasor bei der manuellen Getreideverarbeitung. Auch dieses Dorf wurde zu 50% zerstört.
Bewohner aus Pasor bei der manuellen Getreideverarbeitung. Auch dieses Dorf wurde zu 50% zerstört. Aktuelle Bilder liegen noch nicht vor.

Detailliertere Infos zu den Schäden und bisherigen Maßnahmen:

Am schlimmsten vom Beben betroffen ist das letzte Dorf des Tals, Ghudara, wo rund 90 % der Häuser zerstört wurden. Die Menschen leben in einigen wenigen Zelten zusammengedrängt und haben darüber hinaus Schwierigkeiten, an ihre Essensvorräte zu gelangen, da diese verschüttet sind. Dass es ausgerechnet Ghudara getroffen hat, ist eine bittere Ironie der Geschichte: Die Vorfahren der heutigen Bewohner siedelten nämlich im Dorf Sarez, welchem der gleichnamige See seinen Namen verdankt. Dieses – einstmals reichste und fruchtbarste – Dorf des Tales versank in den Fluten, nachdem nach einem ähnlich schweren Beben im Jahr 1911 eine ganze Bergflanke kollabiert war und den größten natürlichen Damm der Welt geformt hatte, der den Oberlauf des Bartang zu einem 56 km langen See staute (siehe Foto hier). Ein großer Teil der Bewohner von Sarez siedelte ans Ende des Bartangtales um, machte das karge Land dort urbar und gründete das Dorf Ghudara – das nun abermals durch ein Erdbeben fast ausgelöscht wurde.

 

Stark betroffen sind im oberen Bartangtal auch die Dörfer Wirinjawn (die ca. 5 noch bewohnten Häuser dieser kleinen Siedlung wurden alle zerstört), Pasor (mit rund 50 % zerstörten Häusern), Rukhch (rund 20 % zerstörte Häuser) und Nisur (ca. 15 % zerstörte Häuser). In Roshorv, Yapshorv, Savnob, Bopasor und Barchidev wurden jeweils ca. 3-5 Häuser sehr stark beschädigt. Dramatisch ist auch die Lage in Basid im mittleren Bartangtal, wo ebenfalls eine große Zahl der Häuser stark beschädigt sowie ca. neun Häuser durch einen Felssturz komplett verschüttet wurden. Auch Schulgebäude sind in einigen Dörfern betroffen, weswegen die dortigen Schüler voraussichtlich künftig auf Internate geschickt werden müssen.

Die Bartangstraße ist an mehreren Stellen komplett kollabiert und teilweise nicht einmal mit beladenen Eseln und Schubkarren passierbar, insbesondere zwischen Basid und Yapshorv, zwischen Savnob und Rukhch und zwischen Aktash und Karakul.

 

Große Aufmerksamkeit richtet sich auch auf den Sarezsee: Wurde der Damm beim Beben beschädigt? Sollte er nicht standhalten, würde eine Flutwelle das Bartang-, Panj- und Amu Darya-Tal bis zum Aralsee hinabrollen und den Lebensraum von rund 5 Millionen Menschen auslöschen. Bislang sieht es ganz gut aus, wobei einigen Angaben zufolge der Wasserpegel im See gestiegen ist und der Ausfluss aus dem See sich verdoppelt hat. Leider wurde die seismologische Überwachungsstation auf dem Damm ebenfalls zerstört.

 

Die Bewohner derjenigen Dörfer, die weniger stark vom Beben betroffen waren, zeigen eine beispiellose Solidarität, indem sie sofort die kleinen Kinder der zerstörten Dörfer bei sich aufgenommen und darüber hinaus den übrigen Bewohnern angeboten haben, bei ihnen samt ihrem Vieh den Winter zu verbringen, denn an einen umfassenden Wiederaufbau wird erst im Frühjahr zu denken sein.

Die zentrale Katastrophenschutzbehörde Tadschikistans sowie die Organisation Focus (die zum Aga Khan Development Network gehört) werden, sobald das Wetter Hubschrauberflüge zulässt, weitere humanitäre Hilfe ins abgeschnittene obere Bartangtal bringen (wobei zumindest Basid glücklicherweise noch über die Straße erreichbar ist).

 

Unsere Kampagne versteht sich als sinnvolle Ergänzung zu den humanitären Ersthilfemaßnahmen von Regierung und anderen Organisationen. Mithilfe unserer Freunde vor Ort werden wir ermitteln, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird. Dies kann zum Beispiel die Unterstützung von Ersthilfemaßnahmen im Falle besonders stark geschädigter Familien betreffen. Insbesondere möchten wir die Bartangi jedoch mittelfristig (zum Beispiel bei der Einrichtung vorübergehender Winterquartiere) sowie längerfristig (beim Wiederaufbau der Infrastruktur) unterstützen.

Und natürlich verlieren wir auch unser langfristiges Projekt, die Lobbyarbeit für die nachhaltige Elektrisierung des oberen Bartangtales nicht aus den Augen, die gerade in dieser Zeit besonders wichtig wäre, um einen Anreiz dafür zu schaffen, dass die Bewohner der zerstörten Dörfer ihrer Heimat nicht für immer den Rücken kehren.